Pro & Contra Waldkindergarten

Pro & Contra Waldkindergarten

Als wir die Möglichkeit Waldkindergarten in Betracht zogen, recherchierten und überlegten wir die Vor- & Nachteile eines Waldkindergartens generell, aber auch welchen Mehrwert das Ganze uns bringen könnte/würde. 

Was spricht für den Wald?

 
Gesundheit & Immunsystem

Laut Studien sind Waldkinder gesundheitlich stabiler, haben weniger Unfälle und fallen zudem sicherer.

Wir selbst haben beobachtet, dass in den kälteren Monaten zwar Schnupfnasen oder auch mal Erkältungen die Runde machen, aber davon abgesehen bleiben die Waldzwerge von typischen Kindergarten-Krankheiten wie Magen-Darm-Erkrankungen, Scharlach oder sonstigen „Regelkindergarten-Krankheiten“ weitestgehend verschont. Auch von Stürzen mit Verletzungen können wir bisher nicht berichten, also stimmt dies wohl auch.

Motorik & Wahrnehmung

Laut Studien hat der tägliche Aufenthalt in der Natur positive Auswirkungen auf die Entwicklung der kindlichen Motorik & Wahrnehmung (Fein- & Grobmotorik, Koordination, taktile Wahrnehmung und Tiefensensibilität).

Eigene Erfahrung ist hier, dass schon die Kleinsten über Stock und Stein laufen müssen, welches die Balance fördert. Es werden Hügel und Hänge erklommen sowie auf Bäume geklettert. Folglich wird die Selbsteinschätzung geschult. Waldkinder mangelt es definitiv nicht an Bewegung alleine schon aufgrund der Weite des zur Verfügung stehenden „Raumes“.

Ruhe 

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass 20 Kinder im Wald keineswegs so viel Lärm machen können wie die gleiche Anzahl in einem festen Raum. Aufgrund der Weite des Waldes verteilen sich die Kinder und so sinkt der Lärmpegel enorm. Gerade für schüchterne oder auch lärmempfindliche Kinder ist dies, so denke ich, ein Riesenvorteil gegenüber einem Regelkindergarten.

Zudem konnte ich schon häufig bei meinem Kindern beobachten, dass diese einerseits müder aber auch unausgelasteter waren, wenn diese aufgrund von Sturm einen Tag oder auch mehrere Tage im Gemeindehaus verbringen mussten. Keine Ahnung, ob dies nun der Enge des Raumes, der fehlenden frischen Luft oder dem Defizit an Bewegung geschuldet ist, die Kinder sind an solchen Tagen definitiv anders.

Spiel- & Beschäftigungsmöglichkeiten

Im Waldkindergarten wird bis auf wenige Ausnahmen auf handelsübliches Spielzeug verzichtet. Die Kinder spielen und beschäftigen sich mit Naturmaterialien. So entstehen im Spiel mit anderen Kinder phantasievolle Spielsituationen. Dies fördert laut Literatur Kreativität und Teamgeist.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es wirklich toll ist, die Kinder im Wald zu beobachten. Und hier trifft der Satz „weniger ist mehr“ voll und ganz zu. Beispielsweise werden aus Moos Betten und Nester oder aus Stöcken Fallen für „wilde Tiere gebaut, bei Schnee & Regen werden Hügel zu Rodelstrecken, kochen und backen mit Matsch etc. ist bei uns sowieso immer der Renner und zum Entdecken gibt es immer genug, ob Tiere oder Pflanzen und dazu noch abhängig von Wetter und Jahreszeit.

Tagesablauf

Kein Tag gleicht dem anderen…

…d.h. nicht, dass Waldkindergärten nicht einen festen Tagesablauf hätten. Es gibt sowohl feste Bring- als auch Abholzeiten. Zudem einen Morgen- und einen Abschlusskreis.

Dazwischen wird jedoch die Zeit genutzt um entweder am bzw. im Gebiet um den Bauwagen zu bleiben, hierbei gibt es meist kreative Angebote wie Basteln oder Malen, aber auch Werken oder Schnitzen ist möglich oder einfach freies Spiel. An anderen Tagen wird einer der festgelegten Orte abseits des Bauwagens besucht (bei meinen Kindern Orte im Wald wie der Feenwald, Burggraben, Zauberwald, Biberwald, bunte Hügel usw.) oder aber Entdeckertouren und Ausflüge gemacht.

Vorschule – Schulreife

Entgegen einiger Meinungen, dass Waldkinder nicht still sitzen können oder nicht ausreichend auf die Schule vorbereitet werden, zeigen Studien, dass Waldkinder weitaus besser vorbereitet in die Schule gehen als Regelkindergartenkinder.


Meine Erfahrung ist nicht so weitreichend, jedoch kann ich sagen, dass unsere Kinder durchaus basteln, malen oder ihre Feinmotorik geschult wird. Zudem werden vorschultypische Aufgaben und Lernsituationen in den Kindergartenalltag eingebaut. 

Bei unserem großen Waldmädchen steht im September (2020) der Übertritt in die Grundschule an und sie hatte sowohl bei der Schuleingangsuntersuchung noch beim Kennenlernen in der Grundschule keinerlei Defizite in den getesteten Bereichen. Folglich trifft bei uns zu, dass die Vorbereitung auf die Schule gut war, ob sie im Vergleich zum Regelkindergarten besser ist, wird sich vielleicht noch zeigen oder aber niemals. 
Ob dieser Punkt nun wirklich von Bedeutung ist für die Entscheidung Wald- oder Regelkindergarten, muss jeder für sich entscheiden.

Was spricht gegen den Wald?

 
Betreuungszeiten

Da Waldkindergärten im Normalfall nur vormittags geöffnet sind, ist dieser Umstand für viele berufstätige Eltern ein negativer Aspekt.

Anschaffungskosten

Da Waldkinder bei Wind und Wetter im Freien sind, benötigen sie Outdoor- Ausrüstung, d.h. Kleidung und Schuhe den Jahreszeiten entsprechend sowie einen geeigneten Rucksack. 

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass durchaus auch teurere Anschaffungen nötig sind. Zudem wird man das ein oder andere auch mal doppelt kaufen müssen, da nicht jedes Kind dem anderen gleicht und das ein oder andere Paar Schuhe für das eigene Kind dann doch nicht so geeignet sind. 

ABER einige Waldkleider sind auch Secondhand erhältlich bzw. die angeschaffte Kleidung ist zudem ja auch im privaten Bereich bei Outdoor-Unternehmungen tragbar. DENN Waldkinder sind kleine Räuber/-innen und sind es gewohnt über Stock und Stein, durch Schmutz und Dreck ohne Hindernisse sich fortzubewegen und alles am besten bäuchlings zu erforschen. Da wird schnell auch im Alltag zu Hause auf robuste Kleidung umgestellt anstatt das Kind im Rüschenkleidchen zu ermahnen sich möglichst nicht schmutzig zu machen.

Schmutz & Dreck

Waldkinder sind in gewisser Weise immer ein bisschen schmutzig. Während sie an trockenen Tagen nur ein bisschen staubig sind, sind sie bei Regen kleine Matschmonster. Dies sollte man durchaus bedenken. Auch bei sorgfältigem Ausziehen und Verstauen der „schmutzigen“ Klamotten wird das Auto, Fahrradanhänger, Bollerwagen (wie auch immer das Kind transportiert wird) mehr oder weniger mit verunstaltet. Es kann auch sein, dass einen das matschverschmierte Kind stürmisch begrüßt, was nicht ohne „Schmutz-„Folgen bleibt. 

Auch zu Hause beim Reinigen und/oder Verstauen der mehr oder auch mal weniger verschmutzten Kleidung muss mehr Zeit eingeplant werden als bei Kindern im Regelkindergarten. Das sehen wir immer an stürmischen Tagen, wenn die Kinder in Alltagsklamotten mit normalem Rucksack das Gemeindehaus besuchen. Dann heißt es Jacke, Schuhe, Rucksack aufräumen und fertig.

Bring- & Abholsituation

Je nachdem wo der Platz des Kindergartens gelegen ist, müssen Eltern einen gewissen Fußmarsch in kaufen nehmen. Und so morgens und auch mittags mehr Zeit einplanen. Zudem kommen unterschiedliche Witterungsverhältnisse und entsprechend benötigte eigene Kleidung und passendes Schuhwerk. 

Ein weiterer Punkt ist, dass nicht alle Waldkindergarten-Standorte mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.

Die angeführten Punkte gegen den Wald waren für uns nicht wirklich von Bedeutung. Auch nach längerem Überlegen fielen uns damals keine triftigen Gründe im Bezug auf unsere Situation und unsere Kinder ein. Unsere Kinder waren schon immer gerne draußen oder liebten es in die Pfützen zu hüpfen, deshalb entschieden wir uns für den Wald und haben es bis heute keinen Tag bereut.